Streiflichter aus der Geschichte der Gemeinde Bechtolsheim
Römische Villen
Bechtolsheim hat eine reiche historische Tradition. An vier Stellen innerhalb der Gemeindegrenzen ist die Existenz römischer Villen nachgewiesen. Römische Tonlämpchen und Münzen, die man in der Bechtolsheimer Gemarkung gefunden hat, sind Zeugnisse aus den ersten nachchristlichen Jahrhunderten, den Regierungszeiten der römischen Kaiser Mark Aurel und Konstantin dem Großen.
Dorfgründer
Bechtolsheim wird schon im 8. Jahrhundert urkundlich erwähnt. In der Lorscher wie auch in der Fuldaer Urkunde wird der eigentliche Dorfgründer genannt: Es ist der Franke Bertholf oder Beratholf, der nach der fränkischen Landnahme um etwa 500 n. Chr. das Land innerhalb der Dorfgemarkung unter den Pflug nehmen und kultivieren ließ. Als Träger staufischer Reichspolitik spielten die Reichsministerialen von Bolanden eine bedeutende Rolle in der Verwaltung des Reichsgutes. Werner II. von Bolanden, als einer der mächtigsten Reichsdienstmannen, erklärte sich 45 verschiedenen Lehnsherren für verpflichtet. In seinem Lehnsverzeichnis von 1190 finden wir auch Bechtolsheim erwähnt.
Die Ganerbenschaft Bechtolsheim
Der Bechtolsheimer Freiheitsbrief vom 13. November 1270 schuf die entscheidenden Voraussetzungen für die Herausbildung einer für das mittelalterliche Staats- und Verfassungsleben typischen Form des Gemeinwesens, jener Institution Ganerbschaft, die immerhin über 500 Jahre, vom ausgehenden 13. Jahrhundert bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, dieses Gemeinwesen geprägt und die herausgehobene Stellung der Gemeinde Bechtolsheim gegenüber anderer Nachbargemeinden begründet hat.
Im Hinblick auf ihre geographische Lage bildete die Ganerbschaft Bechtolsheim das Rückgrat des reichsritterschaftlichen Besitzes in der Pufferzone zwischen den beiden rivalisierenden Territorien Kurpfalz und Kurmainz. Charakteristisch für das ritterschaftliche Kleinterritorium Bechtolsheim ist seine Kampf- und Abwehrstellung gegenüber Kurpfalz und seine freundnachbarliche Haltung zu Kurmainz, das sich durch den Sicherheitsgürtel der Kleinterritorien in seiner Verteidigungsstellung in Rheinhessen außerordentlich gestärkt sah.
Die Ganerbschaft Bechtolsheim verlor ihre Selbständigkeit erst, als das Deutsche Reich in den Stürmen der Französischen Revolution unterging. Das diplomatische Geschick und die politische Flexibilität der Ganerben im Umgang mit ihren reichsständischen Nachbarn Kurpfalz und Kurmainz waren offensichtlich Garant für die staatspolitische Kontinuität des Gemeinwesens im Herzen Rheinhessens. Frankreichs Vorstoß zum Rhein am Ende des 18. Jahrhunderts brachte der Landschaft zwischen Rhein, Nahe und Donnersberg die Einheit im Rahmen des Departements Donnersberg.
Durch den Frieden von Luneville im Jahre 1801 wurden die linksrheinischen Gebiete an Frankreich abgetreten. Der Wiener Kongress schlug das Land im Dreieck der Städte Mainz, Worms und Bingen, jetzt offiziell als Rheinhessen bezeichnet, zu Hessen-Darmstadt. Von 1816 bis 1945 gehörte Rheinhessen und damit auch Bechtolsheim zu Hessen. Vom Jahre 1852 bis zum Jahre 1938 zählte Bechtolsheim zum Kreis Oppenheim. Nach dessen Auflösung kurz vor dem Zweiten Weltkrieg kam es mit 19 anderen Gemeinden zum Kreis Alzey. Rheinhessen ist heute ein Teil des Landes Rheinland-Pfalz. Dieses Bundesland wurde durch Verordnung der französischen Militärregierung vom 30.08.1946 aus der bauerischen Pfalz, dem linksrheinischen Teil des Landes Hessen, Teil der französischen Zone in der Provinz Hessen-Nassau gebildet. Das Jahr 1968 brachte in Rheinland-Pfalz die Verwaltungsreform. Die führte zur Zusammenlegung der beiden Regierungsbezirke Rheinhessen und Pfalz, heute Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz mit Sitz in Neustadt/Weinstraße. Diese Reform schuf innerhalb des Großkreises Alzey-Worms auch die Verbandsgemeinde Alzey-Land, zu der Bechtolsheim heute gehört.